Andacht 2021-06-13 Gott ist bei dir
Obmann Uwe Träger
Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 13. Juni 2021. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gott stets bei dir ist und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: „Morgenlicht leuchtet“, Evangelisches Gesangbuch 455, Strophen 1 – 3
Strophe 1: „Morgenlicht leuchtet, rein wie am Anfang. Frühlied der Amsel, Schöpferlob klingt. Dank für die Lieder, Dank für den Morgen, Dank für das Wort, dem beides entspringt.“
Strophe 2: „Sanft fallen Tropfen, sonnendurchleuchtet. So lag auf erstem Gras erster Tau. Dank für die Spuren Gottes im Garten, grünende Frische, vollkommnes Blau.“
Strophe 3: „Mein ist die Sonne, mein ist der Morgen, Glanz, der zu mir aus Eden aufbricht! Dank überschwänglich, Dank Gott am Morgen! Wiedererschaffen grüßt uns sein Licht.“
Psalm 63 nach der Lutherbibel: „Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir. So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum, wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit. Denn deine Güte ist besser als Leben. So will ich dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben. Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach. Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich.“ Amen.
Lesung: Jeremia, Kapitel 1, Verse 4 – 9 nach der Basis Bibel: „Da kam das Wort des Herrn zu mir: ‚Bevor ich dich im Mutterleib geformt habe, kannte ich dich. Bevor du von deiner Mutter geboren wurdest, warst du schon heilig für mich. Zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt.‘ Ich antwortete: ‚Ach, mein Gott und Herr, ich kann nicht gut reden! Denn ich bin noch zu jung.‘ Doch der Herr erwiderte: ‚Sag nicht, dass du zu jung bist, sondern geh, wohin ich dich sende! Und verkünde alles, was ich dir auftrage!‘ Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich bin dir und werde dich retten!‘ Dann streckte der Herr seine Hand aus und berührte meinen Mund. Der Herr sagte zu mir: ‚Ich lege meine Worte in deinen Mund.‘“ Amen.
Gedanken zur Lesung: Mal mehr, mal weniger haben wir das Gefühl, unsere Kräfte werden zu viel beansprucht. Beruf, Alltag, Familie, dazu noch Sorgen und anderes wachsen uns über den Kopf. Es gibt solche Zeiten immer wieder im Leben, in denen wir denken oder sagen: „Ich würde am liebsten alles hinschmeißen, und mich zurückziehen.“ Auch ein Mann aus einer ganz anderen Zeit würde das am liebsten tun. Er ist ein Prophet. Aber das will er gar nicht sein - Jeremia, ein Priestersohn im 7. Jahrhundert vor Christus. Gegen seinen Willen und über seine Kraft hinaus wird er von Gott berufen. Sein Heimatland Israel ist eingekeilt von Großmächten seiner Zeit, von den Assyrern, Babyloniern und Ägyptern. Die Verantwortlichen verlieren den Kopf, schließen falsche Bündnisse, vergessen den wahren Gott und setzen auf falsche Götter. Jeremia kritisiert das massiv. Er prangert Ungerechtigkeiten in seiner Gesellschaft an, die allerdings auch heute aktuell sind: wirtschaftliche Ausbeutung, Fremdenfeindlichkeit, soziale Ausgrenzung. Jeremia klagt das schonungslos an, immer wieder, deutlich und laut. Die Bevölkerung, die Priester und die Regierenden lachen ihn aus, pöbeln ihn an und schreien: „Hau ab!“ Menschen ertragen es in der Regel nicht, wenn jemand die Wahrheit sagt – auch heute ist das so. Sie werfen Jeremia in eine Zisterne. Der Schlamm hält seine Füße fest. Erst in letzter Minute wird er gerettet. Jeremia bleibt Gott treu. Er findet den Mut, seinen eigenen Weg zu gehen. Er weicht nicht aus. Er ist noch jung, 23 Jahre alt. Ob er den Weg noch einmal gehen würde? Niemand weiß es. Gott beruft Jeremia schon vor seiner Geburt. Ist das letzte Wort über ein Leben schon gesprochen, bevor ein Mensch sein erstes Wort denkt oder spricht? Verfolgt Gott seinen Plan ziel- und detailgenau und hat alles vorherbestimmt? Die Lebensgeschichte Jeremias legt zumindest nahe, dass nicht ich und auch nicht nur meine Eltern die Weichen für mein Leben stellen. Gott legt in mein Leben Begabungen hinein, Charakterzüge und Fähigkeiten. Er hält mein Werden und Vergehen in seiner Hand, die größer ist als alles, was ich meinem Leben hinzufügen oder wegnehmen kann. Jeremia will nicht Gottes Prophet sein, weil er sich für zu jung hält. Wie leicht fällen Menschen ein Urteil über einen anderen und sagen: „Der kann das nicht. Dem fehlt die Kompetenz, die Geschicklichkeit, das Charisma, die Klugheit oder die Redebegabung.“ Oder es wird auch gesagt: „Schau doch seine Eltern an! Aus dem kann nichts werden.“ Wie leicht und schnell fällen Menschen ein solches Urteil über sich selbst und sagen: „Ich kann das nicht. Ich bin nicht klug genug. Ich bin nicht redegewandt, nicht geschickt genug. Ich habe keine Erfahrung und nicht die nötige Ausbildung.“ Gott hat das erste und das letzte Wort über Jeremias Leben und auch über mein eigenes Leben - besser Gott als irgendein Mensch. Gott traut Jeremia etwas zu, mehr, als der sich selbst zutraut, mehr, als Jeremia meint, tragen zu können. Am Anfang des Weges steht Gottes Zutrauen. Manchmal frage ich mich auch wie Jeremia, warum Gott gerade mich für den Pfarrberuf ausgewählt hat. Gott wird es wohl wissen. Sein Zutraun ist wohl letztendlich stärker als mein Fragen. Gott sagt zu Jeremia: „Sage nicht, ich bin zu jung, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dir gebiete.“ Zutrauen ist gut, um einen Weg zu beginnen. Jeremia wäre seinen Weg wohl nie aus freien Stücken gegangen, so wie wir manche Wege nur gehen, weil wir sie gehen müssen, nicht weil wir sie uns ausgesucht haben. Jeremia will nicht, um nichts in der Welt. Er hat Angst vor dem, was vor ihm liegt, vor dem, was andere ihm antun könnten. Seine Geschichte zeigt, dass seine Angst nicht unberechtigt ist. Er wird nach Ägypten verschleppt. Dort verlieren sich seine Spuren. Wie wäre sein Leben verlaufen, wenn er Gottes Ruf nicht gefolgt wäre? Vermutlich wären ihm Schmerzen erspart geblieben. Es wäre weniger anstrengend gewesen, vielleicht auch weniger einsam. Er hätte weniger Tränen weinen müssen, aber es wäre nicht sein Leben gewesen. Er wäre vor seinem Leben geflohen, hätte an seiner Bestimmung vorbeigelebt. Er hätte die Tiefe seines eigenen Lebens verfehlt, hätte manches Schwere nicht erleben müssen, aber auch Gottes Nähe und Schutz nicht für sich selbst gespürt. Aber letztendlich spürt er: Es ist mein Leben. Gott wird mein Leben begleiten und behüten. „Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich bin bei dir und will dich erretten.“ Das sagt Gott zu ihm. Welch eine Zusage! Ich bin bei dir. Das sagt Gott auch zu dir: Wenn du deinen Weg durchs Leben gehst – ich bin bei dir. Wenn es dir gut geht – ich bin bei dir. Wenn dir Tränen den Blick verschleiern und du vor Sorgen oder Trauer nicht mehr weißt, wie du den Tag durchstehen sollst – ich bin bei dir. Wenn du glücklich einen Menschen in die Arme schließt, der dir alles bedeutet – ich bin bei dir. Wenn du vor dem Spiegel stehst und dir selber nicht in die Augen schauen magst – ich bin bei dir. Wenn du das Gefühl hast, von der Welt verlassen zu sein – ich bin bei dir. Gott ist bei dir - welch ein schönes Geschenk! Erst dann kommt Gottes Auftrag an Jeremia, zu den Menschen zu gehen und seinen Willen zu verkünden. Jeremia hat Angst. Im Rückblick hat ihm das Leben mehr genommen als gegeben. Auf vieles hat er verzichten müssen. Doch über seinem Leben steht die Zusage Gottes: Ich bin bei dir! Jeremias Lebensgeschichte steht in unserer Bibel und erzählt davon, wie er alles aus Gottes Hand genommen hat und wie ihm die Zusage Gottes Kraft gegeben hat, seine Wege zu gegen. Mögen auch wir das Vertrauen haben, alles aus Gottes Hand anzunehmen und Kraft aus der Zusage Gottes zu bekommen: Ich bin bei Dir am Morgen und am Abend und ganz gewiss an jedem neuen Tag! Amen.
Gebet: Im Vertrauen auf Deine Gegenwart in Deiner Welt und in unserem Leben bitten wir für alle, die an ihrem Leben verzweifeln, deren Herz bitter geworden ist, die nicht mehr glauben können, die keine Freude mehr spüren und in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen, die Angst vor der Zukunft und um ihre Existenz haben, die unter Krieg und Verfolgung leiden, die krank sind und um einen lieben Menschen trauern! Tröste diese Menschen, schenke ihnen Kraft und Hoffnung durch den Glauben und die Fürbitte von anderen Menschen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Frieden und Gerechtigkeit in der Welt und für die, die in Kirche und Politik, in der Wirtschaft und in Schulen, Krankenhäusern, Seniorenheimen, Tourismusverbänden und woanders Verantwortung haben! Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Lied: „Herr, wir bitten: Komm und segne uns“, Evangelisches Gesangbuch 571, Strophen 1 + 4
Refrain: „Herr, wir bitten: Komm und segne uns; lege auf uns deinen Frieden. Segnend halte Hände über uns. Rühr uns an mit deiner Kraft.“
Strophe 1 und Refrain: „In die Nacht der Welt hast du uns gestellt, deine Freude auszubreiten. In der Traurigkeit, mitten in dem Leid, lass uns deine Boten sein.“
Strohe 4 und Refrain: „In das Leid der Welt hast du uns gestellt, deine Liebe zu bezeugen. Lass uns Gutes tun und nicht eher ruhn, bis wir dich im Lichte sehn.“
Segen: Ich wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand dessen, der stets bei dir ist! Es segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.
Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer Pfarrer Uwe