Andacht 2021-05-09 Mittendrin

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Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 9. Mai 2021. Wir lesen diese mit der Zuversicht, dass Gott in unserem Leben mittendrin ist und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: „Ich singe dir mit Herz und Mund“, Evangelisches Gesangbuch 324, Strophen 1 und 2
Strophe 1: „Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust. Ich sing und mach auf Erden kund, war mir von dir bewusst.“
Strophe 2: „Ich weiß, daß du der Brunn der Gnad und ewge Quelle bist, daraus uns allen früh und spat viel Heil und Gutes fließt.“

Psalm 150 nach der Übersetzung der Lutherbibel von 2017: „Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht! Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit! Lobet ihn mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harfen! Lobet ihn mit Pauken und Reigen, lobet ihn mit Saiten und Pfeifen! Lobet ihn mit hellen Zimbeln, lobet ihn mit klingenden Zimbeln! Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!“

Lesung: Lukas-Evangelium, Kapitel 19, Verse 37 – 40 nach der Übersetzung der Basis Bibel von 2021: „So kam Jesus zu der Stelle, wo der Weg vom Ölberg nach Jerusalem hinabführt. Da brach die ganze Schar der Jüngerinnen und Jünger in lauten Jubel aus. Sie lobten Gott für all die Wunder, die sie miterlebt hatten. Sie riefen: ‚Gesegnet ist der König, der im Namen des Herrn kommt! Friede herrscht im Himmel und Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe!‘ Es waren auch einige Pharisäer unter der Volksmenge. Die riefen ihm zu: ‚Lehrer, bring doch deine Jünger zur Vernunft! Jesus antwortete ihnen: ‚Das sage ich euch: Wenn sie schweigen, dann werden die Steine schreien!‘“ Amen.

Gedanken zur Lesung: Im evangelischen Kirchenjahr hat jeder Sonntag einen besonderen Namen. Der vierte Sonntag nach Ostern (heuer war er am 2. Mai 2021) heißt Kantate. Dieser Name Kantate leitet sich vom lateinischen Wort „cantare“ ab. Übersetzt heißt dieses Wort „singen“. Das Singen ist im evangelischen Gottesdienst ein sehr wichtiger Teil, um Gott zu loben, zu preisen und zu danken. Dies ist leider im Gottesdienst wegen der Coronakrise weiterhin nicht möglich. Das letzte Lied haben wir am Sonntag, dem 8. März 2020 in der Wiedweger Kirche gesungen. Das ist sicherlich bitter. Viele Sängerinnen und Sänger, Musikantinnen und Musikanten konnten sich schon lange nicht mehr treffen und zu gemeinsamen Proben zusammenkommen. Manche Chöre und Musikgruppen müssen einen Neuanfang machen oder könnten sich sogar auflösen. Mit diesen wollen wir solidarisch sein, weil wir mit ihnen gemeinsam mittendrin in einer Zeit leben, die wir uns nun wirklich nicht ausgesucht haben. „Mittendrin“ – so heißt das neue Lied des deutschen Rocksängers Udo Lindenberg. Mit diesem Lied will er allen Mut machen, die ihr gegenwärtiges Leben als Orkan wahrnehmen und daher Unruhe, Entbehrung und Hoffnungslosigkeit spüren. Deswegen singt er: „Wir starten wieder durch, das war genug Entbehrung. Für uns ist Love and Peace die einzig' wahre Währung.“ Ich bin mir sicher, dass wir auch wieder durchstarten und singen können. Dann wollen wir in unseren Gottesdiensten fröhlich und kräftig singen, sodass bei uns das Gefühl entsteht, die Glocken würden läuten. Auch Jesus ist mittendrin in einer Situation, die eine ganz eigene und besondere Dynamik hat. Diese nimmt uns noch einmal mit zurück zum Palmsonntag. Jesus geht mit vielen anderen den Weg vom Ölberg hinunter in die Stadt Jerusalem. Viele jubeln ihm dabei zu und rufen voller Begeisterung: „Gesegnet ist der König, der im Namen des Herrn kommt!“ Viele Hoffnungen und Erwartungen liegen in diesem Jubel. Während der Gesang immer kräftiger und lauter wird, stellen sich Pharisäer quer und raten Jesus, dass seine Jüngerinnen und Jünger lieber schweigen und nicht so euphorisch singen und jubeln sollen. Offensichtlich meinen sie es gut mit Jesus. Denn je weniger Aufsehen um seine Person gemacht wird, desto sicherer wäre er vor den verdächtigen Blicken der römischen Besatzer. Aber wie so oft erstaunt Jesus mit seiner Antwort wieder einmal alle. Er sagt: „Nein! Sie sollen weiter singen. Vom Frieden Gottes und von seiner Herrlichkeit. Alle sollen es hören. Wenn man sie zum Schweigen bringen würde, dann werden die Steine schreien.“ So kommt es dann auch einige Tage später am Karfreitag. Anscheinend ahnt er, dass die Stimmung wirklich kippen wird, dass ihn alle seine Freunde, die gerade noch laut singen und jubeln, in ein paar Tagen schweigen und sich aus dem Staub machen würden. Wenn man wie Jesus mittendrin ist, dann weiß man noch nicht, wie es ausgeht oder wann es vorbei ist. Wer mittendrin ist, sucht nach Strategien, wie man nicht untergeht und wie man am Morgen mit einer Portion Hoffnung aufsteht, die einen durch den Tag trägt. Es gibt viele Möglichkeiten und Wege, um Hoffnung und Zuversicht zu bekommen. Eine davon ist das Singen, auch wenn manche das Gefühl haben, gar nicht mehr richtig singen zu können, weil man es eben schon so lange nicht mehr gemacht hat und dann zweifelt, ob man das denn überhaupt noch kann. Singen und Musizieren haben für das psychische Befinden eines Menschen einen unschätzbaren Wert. Singen und Musizieren wirken sich heilend auf Körper, Geist und Seele aus, beruhigen und fördern die Kreativität. Wir können nach dem Gottesdienst zu Hause geistliche oder andere Lieder singen, die uns viel bedeuten und uns schon oft aufgebaut haben. Jeder und jede von uns hat bestimmt eine Liste mit religiösen oder weltlichen Liedern, die Kraft und ein großes Gegengewicht zu allen Ängsten und Sorgen geben können. Zu meiner Liste gehört das geistliche Lied von Paul Gerhard, das in unserem Gesangbuch abgedruckt ist: „Ich singe dir mit Herz und Mund“, und auch das neue Lied von Udo Lindenberg „Mittendrin“, in dem es heißt: „Denn selbst die dunkelste Stunde hat nur sechzig Minuten.“ Wohlgemerkt: Auch das Singen der Jubelnden beim Einzug Jesu in Jerusalem verhindert den Karfreitag nicht. Als Lukas sein Evangelium später um das Jahr 80 nach Christus aufschrieb, blickte er auf schreiende Steine zurück. Er meinte damit die Steine des Tempels, die im Jahr 70 nach Christus geschrien haben, als die Römer Jerusalem eroberten und den Tempel zerstörten. Wenn wir heute singen dürften, dann würden schwere Erkrankungen durch Corona nicht verhindert. Auch hätten Menschen weiterhin Angst um ihre Existenz. Aber das Singen gibt uns für einen Moment die Leichtigkeit zurück. Es ist die Leichtigkeit des Moments, in dem man sich bei Gott geborgen fühlen darf, weil das Singen und alle Musik ein so starkes Gewicht besitzen, dass sie alle Ängste vertreiben können - jedenfalls für einen Moment oder für einen Tag, vielleicht auch für eine ganze Woche. Martin Luther hat den Trost durch die Musik so formuliert: „Die Musik ist die beste Gottesgabe. Durch sie werden viele und große Anfechtungen verjagt. Musik ist der beste Trost für einen Menschen, auch wenn er nur ein wenig zu singen vermag …“ (Evangelisches Gesangbuch, Ausgabe Bayern, S. 594). Für die Jüngerinnen und Jünger Jesu ist das Loben Gottes bei diesem Einzug in Jerusalem ein besonderer Augenblick, weil sie sich in diesem Moment mit Gott ganz nah verbunden fühlen. Gott ist also mittendrin in ihrem Leben. Wir sind auch noch mittendrin in der österlichen Zeit. Die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi von den Toten bringt Heil und Leben und ist immer stärker und umfassender als alle Mächte in der Welt, die das Heil und das Leben aufhalten oder auslöschen wollen. Die Botschaft von Ostern blitzt immer wieder auf und hat Menschen zu allen Zeiten Mut gemacht: Singe mit Herz und Mund! Lass dich nicht ängstigen! Verliere nicht das Fünkchen Hoffnung! Du bist mittendrin in deinem Leben! Es ist noch lange nicht vorbei. Jedes Lied, das du singst, singst du auch für Gott, denn er ist mittendrin in deinem Leben. Amen.

Lied: „Ich singe dir mit Herz und Mund“, Evangelisches Gesangbuch 324
Strophe 13:
„Wohlauf, mein Herze, sing und spring und habe guten Mut! Dein Gott, der Ursprung aller Ding, ist selbst und bleibt dein Gott.“

Gebet: Guter Gott! Wir danken Dir, dass Du mit Deiner Liebe und mit Deinem Frieden mittendrin in unserem Leben bist. Gib uns Kraft und Mut, dass wir mit Singen und guten Worten Dein Heil und Deinen Segen dort bezeugen, wo Freude, Glück und Hoffnung und auch dort, wo Enttäuschungen, Streit, Krankheit und Abschiednehmen sind! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die an ihrem Leben verzweifeln, deren Herz bitter geworden ist, die nicht mehr glauben können, die keine Freude mehr spüren und in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen, die Angst vor der Zukunft und um ihre Existenz haben, die unter Krieg und Verfolgung leiden, die krank sind und um einen lieben Menschen trauern! Tröste sie, schenke ihnen Kraft und Hoffnung durch den Glauben und die Fürbitte von anderen Menschen! Lenke die Worte und Taten derer, die in Kirche und Politik, in der Wirtschaft und in den Schulen, Krankenhäusern und Seniorenheimen und woanders Entscheidungen treffen und Verantwortung haben! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand dessen, der in unserem Leben mittendrin ist! Es segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Bleibt von Gott behütet!

Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe