Andacht 2023-01-01 Du bist ein Gott, der mich sieht

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 1. Jänner 2023 (Neujahr). Wir lesen diese Hausandacht im Namen des Gottes, der bei uns ist, uns sieht und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: „Nun danket alle Gott“, Evangelisches Gesangbuch 321, die Strophen 1 - 3:  
Strophe 1: Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan.

Strophe 2: Der ewigreiche Gott woll uns bei unserm Leben ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort und uns aus aller Not erlösen hier und dort.
Strophe 3: Lob, Ehr und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohne und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone, ihm, dem dreiein'gen Gott, wie es im Anfang war und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.

Vorbemerkung zur Lesung: Die Jahreslosung 2023 heißt: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ In dem folgenden Bibeltext lesen wir den Zusammenhang, in dem die Jahreslosung steht. Diese ist auch Grundlage meiner Gedanken zur Lesung.       

Lesung: 1. Mose, Kapitel 16, Verse 1 - 16 nach der Lutherbibel von 2017: Sarai, Abrams Frau, gebar ihm kein Kind. Sie hatte aber eine ägyptische Magd, die hieß Hagar. Und Sarai sprach zu Abram: Siehe, der Herr hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann. Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme. Und Abram gehorchte der Stimme Sarais. Da nahm Sarai, Abrams Frau, ihre ägyptische Magd Hagar und gab sie Abram, ihrem Mann, zur Frau, nachdem Abram zehn Jahre im Lande Kanaan gewohnt hatte. Und er ging zu Hagar, die ward schwanger. Als sie nun sah, dass sie schwanger war, achtete sie ihre Herrin gering. Da sprach Sarai zu Abram: Das Unrecht, das mir geschieht, komme über dich! Ich habe meine Magd dir in die Arme gegeben; nun sie aber sieht, dass sie schwanger geworden ist, bin ich gering geachtet in ihren Augen. Der Herr sei Richter zwischen mir und dir. Abram aber sprach zu Sarai: Siehe, deine Magd ist unter deiner Gewalt; tu mit ihr, wie dir’s gefällt. Da demütigte Sarai sie, sodass sie vor ihr floh. Aber der Engel des Herrn fand sie bei einer Wasserquelle in der Wüste, nämlich bei der Quelle am Wege nach Schur. Der sprach zu ihr: Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her und wo willst du hin? Sie sprach: Ich bin von Sarai, meiner Herrin, geflohen. Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: Kehre wieder um zu deiner Herrin und demütige dich unter ihre Hand. Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: Ich will deine Nachkommen so mehren, dass sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können. Weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären, dessen Namen sollst du Ismael nennen; denn der Herr hat dein Elend erhört. Er wird ein Mann wie ein Wildesel sein; seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn, und er wird sich all seinen Brüdern vor die Nase setzen. Und sie nannte den Namen des Herrn, der mit ihr redete: Du bist ein Gott, der mich sieht. Denn sie sprach: Gewiss hab ich hier hinter dem hergesehen, der mich angesehen hat. Darum nannte man den Brunnen: Brunnen des Lebendigen, der mich sieht. Er liegt zwischen Kadesch und Bered. Und Hagar gebar Abram einen Sohn, und Abram nannte den Sohn, den ihm Hagar gebar, Ismael. Und Abram war sechsundachtzig Jahre alt, als ihm Hagar den Ismael gebar. Amen.

Gedanken zur Lesung: „Du bist ein Gott, der mich sieht“, so heißt die Jahreslosung für das Kalenderjahr 2023. Diese wird vier Jahre im Voraus von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen festgelegt. Ausgewählt wird meist ein Bibelwort, das einem das ganze Jahr begleiten soll, das kurz und einprägsam ist, ermutigen und trösten oder auch zur Diskussion anregen soll. Die erste Jahreslosung wurde 1930 veröffentlicht und steht im ersten Kapitel des Römerbriefes: „Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht.“ Die heurige Jahreslosung ist die erste, die von einer Frau gesagt wird. Gemeint ist Hagar. Sie tritt in den Mittelpunkt, weil es eine Krise zwischen Abraham und seiner Frau Sara gibt. Sara ist nämlich unfruchtbar und bittet daher ihren Mann, ein Kind mit ihrer Magd Hagar zu zeugen. Doch die Schwangerschaft sorgt für einen Konflikt zwischen den beiden Frauen. Sie demütigen und verachten sich. Hagar, deren Name „die Fremde" bedeutet, kann diesen Konflikt nicht mehr aushalten und flieht. Heimatlos und einsam läuft sie zu einer Wasserquelle in der Wüste. Dort begegnet ihr ein Engel. Er redet ihr gut zu und ermutigt sie, zu Abraham und Sara zurückzukehren. Sie betet an der Wasserquelle zu Gott und stellt fest: "Du bist ein Gott, der mich sieht". Hagar hat das Gefühl, von Gott wahr- und ernstgenommen, ja in ihrer ungewissen und bedrohlichen Situation richtig verstanden zu werden. Das gibt ihr Kraft und Mut für ihre weiteren Lebenswege. Ich kann nicht vorausschauen, was mir dieses Jahr bringen wird. Dies betrifft mein persönliches Leben, aber auch die großen Sorgen der Welt: Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, die angespannte wirtschaftliche Situation, die Folgen der Coronapandemie, die Klimakrise und anderes. Dann kann es passieren, dass ich wie Hagar mit der Situation nicht mehr klarkomme oder nicht mehr klarkommen will und dann am liebsten fliehen und weglaufen möchte. Was kann es dann Schöneres geben als das Gefühl, dass Gott mich trotzdem im Blick hat und dass mein Leben nie in den toten Winkel Gottes geraten kann! Gerade in schweren Situationen des Lebens tut es einfach gut zu wissen: Ich kann zwar Gott nicht sehen, aber ich kann gewiss sein, dass Gott bei mir ist und mein Leben sieht. Es war die bahnbrechende Erkenntnis Martin Luthers, dass Gott uns mit liebenden Augen ansieht. Das ist eine große Zuversicht gerade in ungewissen Zeiten meines Lebens. Gott sieht mich und kennt meine Seiten, die ans Tageslicht kommen oder im Verborgenen sind. Ihm ist nichts Menschliches fremd. Er geht mit mir durchs Leben. Denn er ist im Kind in der Krippe zu uns Menschen gekommen und am Kreuz von Golgatha gestorben. Das, was Hagar mitgemacht hat, also Gefühle von Leere und Erschöpfung, Entmutigung und Enttäuschung, sind zentrale Erfahrungen menschlichen Lebens. Hagar erfährt aber Zuspruch, Anerkennung und Unterstützung durch Gott. Das richtet sie auf und gibt ihr Kraft, nicht aus ihrem bisherigen Leben auszubrechen, sondern darin weiterzuleben und dies als reich und erfüllt wahrzunehmen. Das soll mir Mut machen, mein Leben als sinnvoll, gut und kostbar anzusehen. Deswegen möchte ich jetzt mit ihnen eine kleine geistliche Übung zur Jahreslosung machen. Entspannen sie sich, sitzen sie bequem und lesen gelassen meine folgenden Worte: „Du bist ein Gott, der mich sieht. Ich finde mich ein beim Gott des Lebens, bei dem Gott, der mein Leben bunt und reichen machen will. Ich finde mich ein, da, wo ich jetzt bin, und schaue einmal auf meinen Atem, wie er kommt und geht. Ich schaue noch einmal ganz zurück auf die letzten Tage und Wochen meines Lebens. Welche Farbe könnte ich diesen geben? Du bist ein Gott, der mich sieht. Ich gehe mit dem Gott, der mich sieht, noch einmal durch die letzten Tage und Wochen hindurch, lasse wichtige Ereignisse noch einmal nach vorne treten – Begegnungen mit Menschen, Dinge ich getan habe, Eindrücke und Gefühle. Habe ich es erlebt, dass Gott mich wahrnimmt, mich wohlwollend anschaut? Habe ich Spuren des Segens Gottes in meinem Leben gespürt? Du bist ein Gott, der mich sieht. Wo habe ich Gott aus dem Blick verloren? Was war dunkel oder schwer für mich? Ich bringe alles, das Schöne und das Schwere, hin zum Gott meines Lebens. Ich bitte um Erbarmen für das, was schwer war. Und ich danke Gott für alles Helle. Du bist ein Gott, der mich sieht. Mit diesem Zuspruch kann ich alles in Gottes Hände legen und mich öffnen für ein gesegnetes neues Jahr.“ Amen.

Lied: „Befiehl du deine Wege“, Evangelisches Gesangbuch 361, die Strophen 1, 2 + 8:
Strophe 1: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

Strophe 2: Dem Herren musst du trauen, wenn dir's soll wohlergehn; auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.
Strophe 8: Ihn, ihn lass tun und walten, er ist ein weiser Fürst und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst, wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.

Fürbitten: Guter Gott! Wir wollen mit dem Vertrauen, dass Du bei uns bist und uns siehst, in das neue Jahr gehen. Wir bitten Dich für alle, die Angst vor dem neuen Jahr haben; die um ihre Existenz fürchten; die unter Hunger, Krieg und Gewalt leiden; die einen lieben Menschen verloren haben. Tröste sie mit hoffnungsvollen Menschen, die ihnen Mut zusprechen und für sie beten! Wir bitten Dich für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für unsere Verantwortung für Deine Schöpfung; für alle, die wegen ihrer Religion und Hautfarbe benachteiligt oder verfolgt werden. Gib allen Menschen Kraft, Geduld und Weisheit, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Naturschutz einsetzen!  Wir bitten Dich für das Personal in Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer; für alle, die in den christlichen Kirchen und politischen Gemeinden, beim Tourismus, in Schulen, in der Landwirtschaft und woanders Verantwortung haben. Segne sie, dass ihre Worte und Taten mit Liebe zu den Menschen erfüllt sind! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied: „Vertraut den neuen Wegen“, Evangelisches Gesangbuch 395, die Strophen 1 – 3:
Strophe 1: Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt. Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand, sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.

Strophe 2: Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit! Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid. Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.
Strophe 3: Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land. Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen ein gesegnetes neues Jahr an der Hand des Gottes, der bei uns ist und uns sieht. Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe