Andacht 2021-08-08 Jesus - der Christus

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 8. August 2021. Wir lesen diese mit der Verheißung, dass Jesus der Christus ist und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott“, Evangelisches Gesangbuch, Lied 362, Strophen 1+2

Strophe 1: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der alt böse Feind mit Ernst er‘s jetzt meint; groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen.“

Strophe 2: „Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit' für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott, das Feld muß er behalten.“

Lesung: Evangelium nach Matthäus, Kapitel 16, Verse 13 - 20 nach der Basis Bibel: „Jesus kam in die Gegend von Cäsarea Philippi. Er fragte seine Jünger: ‚Für wen halten die Leute eigentlich den Menschensohn?‘ Sie antworteten: ‚Manche halten dich für Johannes den Täufer, andere für Elija. Wieder andere meinen, dass du Jeremia oder einer der anderen Propheten bist.‘ Da fragte er sie: ‚Und ihr, für wen haltet ihr mich?‘ Simon Petrus antwortete: ‚Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!‘ Jesus sagte zu ihm: ‚Glückselig bist du, Simon, Sohn des Johannes! Diese Erkenntnis hast du nicht aus dir selbst, sondern von meinem Vater im Himmel. Und ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen. Nicht einmal die Macht des Todes wird ihr etwas anhaben können. Ich werde dir die Schlüssel zum Himmelreich geben: Was du auf der Erde für gültig erklärst, wird auch im Himmel gelten. Was du nicht für gültig erklärst, wird auch im Himmel nicht gelten.‘ Dann schärfte Jesus den Jüngern ein: ‚Sagt niemandem, dass ich der Christus bin!‘“ Amen.

Gedanken zur Lesung: Diese gehören zu einer Predigt eines Gedenkgottesdienstes, die ich am 8. August 2021 in der evangelischen Kirche Wiedweg aufgrund von fünf wichtigen historischen Ereignissen für die evangelische Kirche halte.

Über keinen anderen Menschen ist so viel geschrieben und nachgedacht worden wie über Jesus. Was würden Sie auf die Frage antworten: Wer ist Jesus für mich? Gesagt und geglaubt wird: „Jesus ist der gekreuzigte und auferstandene Sohn Gottes.“ Andere sagen und glauben: „Jesus ist ein Prophet, ein weiser Lehrer, ein Revolutionär.“ Petrus bekennt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Bei Petrus unterscheiden sich auch die Meinungen von Menschen und bei den christlichen Kirchen. Er war ein einfacher Fischer am See Genezareth, wurde dort von Jesus zum Jünger berufen, nannte Jesus den Christus und verleugnete ihn dreimal, nachdem Jesus verhafte wurde. Wer schon mal im Petersdom in Rom war und dort auf die gewaltige Kuppel geschaut hat, sieht in lateinischer Sprache die Antwort Jesu auf das Bekenntnis des Petrus: Auf Deutsch heißt diese: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.“ Nach der Lehre der römisch-katholischen Kirche ist der Papst der Nachfolger des Apostels Petrus, der um das Jahr 67 nach Christus in Rom durch die Römer gekreuzigt wurde. Petrus war der erste Bischof von Rom. Daher ist der Papst bis heute der Bischof von Rom und das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. In jeder Sakristei einer römischen-katholischen Kirche hängen zwei Bilder – das des gegenwärtigen Papstes und das des amtierenden Diözesanbischofes. In einer Sakristei einer evangelischen Kirche habe ich noch nie ein Bild unseres Bischofs Michael Chalupka und unseres Superintendenten Manfred Sauer gesehen. Vielleicht ist das für die Evangelischen zu sehr Personenkult! Der Papst ist nicht das Oberhaupt der evangelischen Kirchen in der Welt. In einer evangelischen Bekenntnisschrift von 1544 (Die Schmalkaldischen Artikel, Artikel 4: Vom Papsttum) heißt es: „Der Papst ist nicht … das Haupt der ganzen Christenheit, denn das gehört einem allein zu, der heißt Jesus Christus. Vielmehr ist der Papst nur Bischof oder Pfarrer der Kirche zu Rom … Der Glaube an Christus ist heilsnotwendig, nicht der Gehorsam gegenüber dem Papst …“ Alle geistlichen Amtsträger in der evangelischen Kirche - ob nun Bischof, Superintendent oder Pfarrer - verstehen sich als Funktionsträger ihrer Kirche, als Arbeiter im Weinberg des Herrn, wie es mit einem biblischen Bild umschrieben wird. Dazu werden sie auf demokratischem Weg von den Gemeinden ihrer Kirche gewählt und für ihr Wirken gesegnet. Bis dahin war es ein langer und holpriger Weg für die evangelische Kirche in Österreich. Den Reichstag zu Worms (Stadt im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz) hatte der mächtigste Mann der damaligen Welt, nämlich Kaiser Karl V., einberufen. Der Reichstag war vom 27. Januar 1521 bis zum 26. Mai 1521, also vor 500 Jahren. Er war im 16. Jahrhundert das wichtigste politische Organ des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Auf diesem sollte auch die Causa Luther behandelt werden. Der damalige Papst Leo X. war nicht anwesend. Am 18. April 1521 sagte Luther seine berühmten Worte: „ … wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde, denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich … Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“ (Quelle: Wikipedia). Über Luther wurde die Reichsacht verhängt, das heißt, Luthers Schriften wurden verboten, jeder konnte Luther festnehmen und den Behörden ausliefern. Im geheimen Auftrag von Kurfürst Friedrich der Weise wurde Luther unterwegs gefangen genommen und auf der Wartburg (liegt im deutschen Bundesland Thüringen) versteckt. Dort war er von Mai 1521 bis März 1522 und übersetzte das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche. Reformatorisches Gedankengut breitete sich auch in Österreich aus. Mit dem katholischen Kaiser Ferdinand II. begann aber in Österreich eine systematische und nachhaltige Rekatholisierung. Die Evangelischen standen vor der Wahl, entweder zur katholischen Kirche zurückzukehren oder auszuwandern. Wer sich für die Heimat entschied, musste aber so tun und reden, als ob er katholisch sei. Der so genannte Geheimprotestantismus entstand. Viele Menschen hielten insgeheim an ihrem evangelischen Glauben fest. Vor allem in den schwer zugänglichen Gebirgstälern Kärntens und Oberösterreichs konnte so evangelisches Glaubensgut über Jahrzehnte hinweg bewahrt und an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Für das geistliche Überleben waren Bibeln, Andachts- und Liederbücher unbedingt nötig. Diese Bücher waren verboten und mussten geschmuggelt werden. Daran erinnert der Weg des Buches, der auch durch Wiedweg führt. Mit dem Erlass des Toleranzpatents von 1781 – also vor 240 Jahren - durch den Kaiser Josef II. wurde das Untergrunddasein der Evangelischen beendet. Den Evangelischen mit dem augsburgischen und helvetischen Bekenntnis erlaubte der Kaiser eine freie, aber eingeschränkte Religionsausübung. Wo hundert evangelische Familien oder 500 Personen lebten, konnte ein Bethaus errichtet werden. Dieses durfte jedoch von außen nicht als Kirche erkennbar sein und hatte daher keinen Turm und hatte auch keinen öffentlichen Zugang von der Straße her. Die Errichtung von Schulen sowie die Berufung von Lehrern und Pastoren wurde ebenfalls erlaubt. Unser Wiedweger Pfarrhaus war zunächst eine Schule, unsere Wiedweger Kirche ein Bethaus, das 1844 erbaut wurde. Zwei Bethäuser ohne Turm gibt es noch in Kärnten – in Sirnitz und Einöde. Durch das Toleranzpatent von 1781 entstanden zahlreiche Toleranzgemeinden, die zum Fundament der neuen Evangelischen Kirche in Österreich wurden. Mit dem Protestantenpatent von 1861 sicherte Kaiser Franz Joseph I. vor 160 Jahren den Evangelischen die volle Freiheit und die öffentliche Religionsausübung zu. Kirchtürme konnten gebaut werden. Der Turm der Wiedweger Kirche wurde 1898 errichtet. Evangelische Vereine wurden gegründet. Als erster Verein wurde 1861 der Gustav-Adolf-Verein in Wien-Gumpendorf gegründet. 1932 erschien das Buch des Kärntner Oberlehrers Michael Unterlercher „In der Einschicht“. Er lebte von 1858 bis 1941 und war von 1876 bis 1910 Lehrer ins St. Ruprecht. In seinem Buch erzählt er aus der Zeit zwischen 1860 und 1880, die er als Sohn eines Bergbauern auf dem Pließnighof am Plaß oberhalb von Wiedweg durchlebte. Heute regelt das Protestantengesetz, welches das österreichische Parlament 1961 – also vor 60 Jahren – beschlossen hat, das Verhältnis von Staat und Evangelischer Kirche. Das Protestantengesetz hat 24 Paragraphen und fasst die wichtige Formel zusammen: eine freie Kirche in einem freien Staat. Ausdruck dieser gewährten Freiheit ist zum Beispiel, dass die gesamte innerkirchliche Gesetzgebung an keine Genehmigungspflichten mehr gebunden ist und dass die Kirche selbständig ihre Leitungsorgane wählen kann. Heute gibt es in Österreich drei evangelische Kirchen: die mit dem augsburgischen Bekenntnis, die mit dem helvetischen Bekenntnis und die evangelisch-methodistische Kirche. Alle drei haben laut eigener Zählung von 2020 nur 278.605 Mitglieder – das sind etwa 3,2 % der österreichischen Bevölkerung. Wir sind eine kleine, aber feine evangelische Kirche in Österreich. Dazu gehört auch unsere Pfarrgemeinde. 1951, also vor 70 Jahren, wurde Wiedweg mit der Tochtergemeinde Bad Kleinkirchheim eine eigenständige Pfarrgemeinde. Mit dem 1. Jänner 2012 wurden Mutter- und Tochtergemeinde zu der Pfarrgemeinde Wiedweg – Bad Kleinkirchheim mit einem Presbyterium und einer Gemeindevertretung zusammengefasst. Sie hat knapp 700 Seelen. Unsere evangelische Kirche in Österreich soll ein Fels sein, die auf das Wort Gottes gegründet ist und Menschen Mut und Hoffnung, Trost und Zuversicht geben soll. Sie soll ein Fels sein, die auf das Wort Gottes gegründet ist und Menschen Mut und Hoffnung, Trost und Zuversicht geben soll. Sie muss sich auch immer wieder Herausforderungen stellen, wie zum Beispiel der zunehmenden Entkirchlichung in einem säkularen Staat und dem Pfarrermangel. Die wichtigste Aufgabe aller evangelischen Pfarrgemeinden in Österreich ist es, das zu bewahren und zu bezeugen, was die Reformatoren sehr deutlich herausgestellt haben: Die Berufung auf die Bibel; die Wertschätzung des eigenen Gewissens und das Bekenntnis zu Jesus als dem Christus. Für diese hohen und wichtigen Aufgaben segne uns der dreieinige Gott! Amen.  

Lied: O komm, du Geist der Wahrheit“ Evangelisches Gesangbuch, Lied 136 Strophen 1 + 4:

Strophe 1: "O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann."

Strophe 4: "Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium."

Fürbitten: Guter Gott! Stärke unseren Glauben und gib uns Kraft, unserer evangelischen Kirche die Treue zu halten. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die von Ängsten und Sorgen erdrückt werden; für alle, die um Ihre Existenz fürchten; für alle, die ihren Glauben verloren haben, für alle, die krank sind und für alle, die um einen lieben Menschen trauern! Tröste sie durch hoffnungsvolle Menschen, die ihnen Mut zusprechen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für alle, die wegen ihrer Religion und Hautfarbe benachteiligt oder verfolgt werden! Gib denen Kraft und Weisheit, die die Rechte und Würde dieser Menschen nicht aus den Augen verlieren! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für unsere Achtsamkeit zur Natur; für alle, die wegen Krieg und Naturzerstörungen ihre Heimat verlassen müssen! Gib allen Menschen, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Naturschutz einsetzen, Kraft, Geduld und Weisheit. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für das Personal in Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer; für alle, die in den christlichen Kirchen, politischen Gemeinden, Schulen, Tourismusverbänden, Firmen und Vereinen Verantwortung haben! Segne sie, dass ihre Worte und Taten mit Liebe zu den Menschen erfüllt sind! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand dessen, der für uns der Christus und eine feste Burg ist! Es segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Bleibt von Gott behütet!

Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe