Andacht 2021-06-20 Klage und Lob

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 20. Juni 2021. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass wir Gott unser Lob und unseren Dank, aber auch unsere Klagen sagen können und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, Evangelisches Gesangbuch 381, Strophen 1 + 2
Strophe 1: „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? So sang einst König David, hörtest du ihn? So schrie einst König David, halfest du ihm? Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Strophe 2: „Gott, mein Gott, warum gibst du keine Antwort? Gott, mein Gott, warum gibst du keine Antwort? So sang einst König David, so klage auch ich, ein Schatten und kein Mensch mehr; ferne bist du. Gott, mein Gott, warum gibst du keine Antwort?“

Lesung: Psalm 13 nach der Lutherbibel: Ein Psalm Davids: „Herr, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir? Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben? Schaue doch und erhöre mich, Herr, mein Gott! Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe, dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden, und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke. Ich traue aber darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.“ Amen.

Gedanken zur Lesung: Ich schätze die 150 Psalmen sehr. Diese sind im Alten Testament abgedruckt und gehören zur Weltliteratur. In den Psalmen wird anschaulich, klar und deutlich geschildert, welche Erfahrungen Menschen mit anderen Menschen und welche sie mit Gott machen. Gott wird gelobt, ihm wird gedankt. Aber auch mitunter harte Klagen, ja Anklagen werden vor Gott gebracht. Auf der einen Seite wird geklagt – heute zum Beispiel über Personalmangel, schlechte Arbeitsbedingungen, Lieferschwierigkeiten, zu viel Verwaltung, Zeitdruck etc., auf der anderen Seite sagen Menschen, wenn sie einem anderen ihre Sorgen mitteilen: „Ich will nicht klagen. Es wird schon wieder werden.“ Aber warum soll man nicht klagen? Weil man eventuell schnell dem Verdacht ausgesetzt wird, schon wegen Kleinigkeiten auf hohem Niveau zu jammern? In manchen Gebeten im Gottesdienst hört man von keinen Klagen, denn es gehört sich nicht, Gott anzuklagen, also ihm mal richtig die Meinung zu sagen. Das geht dann praktisch nur noch mit einem Psalm wie dem dreizehnten. Von diesen Klagepsalmen gibt es einige im Alten Testament, unter anderem auch den satz aus Psalm 22, den Jesus am Kreuz betet: „mein gott, mein gott, wasrum hast du mich verlassen?“ Solche Klagepsalmen sind Konfliktgespräche mit Gott. Wenn wir das Leid der Welt und auch das eigene thematisieren, dann leben wir im Konflikt mit Gott. Glaube und Wirklichkeit stimmen nicht überein bzw. lassen sich oft überhaupt nicht in Einklang bringen. Aber Gott hat ein offenes Ohr auch für die Not, den Ärger und den Frust, mit denen ich mich herumschlage. Es ist für meine Psyche auch wichtig, wenn ich mal so richtig Dampf ablassen kann, sei es bei einem anderen Menschen, sei es bei Gott. Die Psalmbeter waren da nicht zimperlich in ihrer Wortwahl. Die Klagepsalmen bleiben aber nicht bei Ärger, Anklage und Verdruss stehen, sondern enthalten auch Lob und Dank. Das ist ein wichtiger Hinweis dafür, dass derjenige, der klagt, seinen Glauben nicht aufgibt. Am Ende des Psalms 13 freut sich der Beter, dass Gott gnädig ist und hilft. So führt die Klage letztendlich zu einem gestärkten Gottvertrauen und nicht zum Verlust von diesem. Es ist sehr ermutigend, am Glauben an Gott festzuhalten und ihn zu bewahren, auch wenn man Gottes Wege oft nicht versteht. Amen.                            

Lied: „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, Evangelisches Gesangbuch 381, Strophen 3 + 4
Strophe 3: „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? So schrie der Welten Christus, blutend am Kreuz, ein Spott den Leuten allen hörtest du ihn? Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Strophe 4: „Gott, mein Gott, warum gibst du keine Antwort? Gott, mein Gott, warum gibst du keine Antwort? So rufe ich mit David - höre auf uns! Du hörtest doch auf Christus, schreiend am Kreuz? Gott, mein Gott, stärke meinen armen Glauben.“

Gebet: Im Vertrauen auf Deine Gegenwart in Deiner Welt und in unserem Leben bitten wird Dich: Höre unseren Dank, unser Lob und unsere Klagen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die an ihrem Leben verzweifeln, deren Herz bitter geworden ist, die nicht mehr glauben können, die keine Freude mehr spüren und in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen, die Angst vor der Zukunft und um ihre Existenz haben, die unter Krieg und Verfolgung leiden, die krank sind und um einen lieben Menschen trauern! Tröste diese Menschen, schenke ihnen Kraft und Hoffnung durch den Glauben und die Fürbitte von anderen Menschen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Frieden und Gerechtigkeit in der Welt und für die, die in Kirche und Politik, in der Wirtschaft und in Schulen, Krankenhäusern, Seniorenheimen, Tourismusverbänden und woanders Verantwortung haben! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand dessen, dem wir unsere Klagen und unseren Dank sagen können. Es segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe