Obmann Uwe Träger                                            

Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 14. Feber 2021. Wir lesen diese mit der Gewissheit, dass Gottes Liebe in unserem Leben wirkt und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: „All Morgen ist ganz frisch und neu“, Evangelisches Gesangbuch 440, 1 und 3: „All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag … Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr, vor Ärgernis, vor Blindheit und vor aller Schand und reich uns Tag und Nacht dein Hand.“

Lesung aus Jesaja 58, 1 - 9 nach der Lutherbibel von 2017: „Rufe laut, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden! Sie suchen mich täglich und wollen gerne meine Wege wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie wollen, dass Gott ihnen nahe sei. ‚Warum fasten wir und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib und du willst’s nicht wissen?‘ Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll. Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit oder seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der Herr Wohlgefallen hat? Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg!  Heißt das nicht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen. Dann wirst du rufen und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.“ Amen

Gedanken zur Lesung: Am kommenden Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, die bis Ostern dauert. Menschen verzichten bewusst auf vieles, was sonst selbstverständlich ist. In diesem Jahr könnten Menschen die Fastenzeit bewusst ignorieren, weil sie ja in den letzten Wochen auf vieles verzichtet haben bzw. auf einiges verzichten mussten. Viele persönliche Kontakte zu Menschen sind weggebrochen und wurden auf Telefonate oder Nachrichten und Bilder per E-Mail oder WhatsApp beschränkt. Daher fehlte es an persönlicher Nähe und Zuneigung. Auch auf Freiheiten haben wir verzichtet, zum Beispiel auf Reisen, auf Feiern, auf gewohntes Freizeitverhalten, auf gemütliches Zusammensitzen in Cafés. Unsere Selbstbestimmung brach weg, also das Gefühl, Herr über das eigene Leben zu sein. Stattdessen breitet sich bei vielen Menschen ein Ohnmachtsgefühl aus und auch die Erfahrung, dass wir alle bedürftig und gebrechlich sind. Und nun können wir kritisch fragen: „Wozu soll die Fastenzeit unter diesen Umständen gut sein?“ Zwei Antworten können wir durch die Worte des Propheten Jesaja finden. Die erste Antwort: Wir sollen Gott suchen und täglich nach seinen Wegen fragen. Das haben wir eventuell lange nicht mehr oder nicht genug gemacht. Wir könnten es wieder einmal intensiver tun. Zu Beginn eines neuen Tages gehören nicht eigene Pläne, Sorgen und der Übereifer der Arbeit, sondern Gottes befreiende Gnade, sein Wort und seine segnende Nähe. Oft ist es bei uns umgekehrt. Pläne, Sorgen und Termine des jeweiligen Tages stehen an erster Stelle und nicht wie es sein sollte Gottes Wort, Gebet und Stille. Daher wollen wir in der Fastenzeit täglich vor Gott treten, zu ihm kommen und ihm sagen, wie es in unseren Herzen und Seelen aussieht. Wir wollen ihn täglich suchen und ernsthaft danach fragen, was seine Wege mit uns sind. Wir können Gott auch täglich um Kraft für ein glaubwürdiges Leben bitten. So kommen wir zur zweiten Antwort. Glaubwürdigkeit heißt: Denken, Reden und Handeln sollen eine Einheit sein. Der Prophet warf seinen Landsleuten vor: „Jetzt fastet ihr, aber unmittelbar danach tut und redet ihr Unrecht.“ Glaubwürdigkeit ist ein sehr wichtiger Grundwert für jede Gemeinschaft und gehört unbedingt zu einem guten Miteinander und Zusammenleben von Menschen dazu. Dietrich Bonhoeffer zum Bespiel wird in aller Welt verehrt, weil sein Reden und Tun authentisch waren. Gerade Menschen, die mit Gott, Religion und Kirche nichts zu tun haben, bekommen dann spitze Ohren, wenn sie bei den Gläubigen aller Religionen wahrnehmen, dass der Glaube, das Reden und das Tun nicht zusammenpassen. Denken wir an die Missbrauchsskandale in der römisch-katholischen Kirche, die noch lange nicht aufgearbeitet sind. Oder denken wir an das peinliche Verhalten der evangelischen Kirche in den Zeiten der Nazi-Diktatur. Viele ihrer Mitglieder beteten für Hitler und hatten kein Wort für die verfolgten Juden übrig. Christliches Leben im Alltag bedeutet auch immer zu schauen und zu prüfen, ob Glaube, Worte und Taten eine gute Einheit bilden. Daher sollten wir alle immer wieder mal einen Vers aus dem Jakobusbrief (Kapitel 1, Vers 22) lesen, der schön sichtbar auf der Wiedweger Kanzel zu sehen ist: „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein.“ Christliche Glaubwürdigkeit braucht Kraft aus Gebet und Worte der Bibel. Sie muss auch Prüfungen und Anfechtungen bestehen und aushalten. Gott suchen und glaubwürdig leben könnten die beiden Aufgaben für die kommende Fastenzeit sein. Dann kann es sein, dass wir Gottes Stimme hören, die sagt: „Hier bin ich, dein Gott!“ Amen.

Lied: „Wohl denen, die da wandeln“, Evangelisches Gesangbuch 295, 1 und 3: „Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit, nach seinem Worte handeln und leben allezeit, die recht von Herzen suchen Gott und seine Zeugniss‘ halten, sind stets bei ihm in Gnad … Mein Herz hängt treu und feste an dem, was dein Wort lehrt. Herr, tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden wird. Wenn du mich leitest, treuer Gott, so kann ich richtig laufen den Weg deiner Gebot.“

Gebet: Mit dir, Gott, will ich den Tag beginnen und abschließen. Ich freue mich auf diesen Tag und will mich überraschen lassen. Lass mir gelingen, was ich vorhabe! Richte meine Sinne nach deinem Willen aus! Hilf mir, in jedem Menschen, dem ich begegnen werde, den Nächsten zu sehen, den du liebst! Lass mich in deiner Liebe bleiben, gib mit Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit, Kraft und Geduld dazu!  Begleite und beschütze mich und meine Lieben! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Segen: Der gute Gott gebe euch Kraft, ihn zu suchen und Kraft für ein glaubwürdiges Leben. So segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Bleibt von Gott behütet!

 

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